Genossenschaftsgeschichte: Als Gewerkschaften und Genossenschaften gemeinsam das Neue Berlin bauten

Proteste nach der Privatisierung 1999

 

Am 24. April 1924 schlossen sich Gewerkschaften, die genossenschaftlichen Bauhütten und die drei (heute noch existierenden) Genossenschaften Paradies, Freie Scholle und Ideal zusammen und gründeten die „Gemeinnützige Heimstätten, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft“, kurz GEHAG. In Zeiten extremer Wohnungsnot baute sie preiswerte und lichtdurchflutete Siedlungen wie die Neuköllner Hufeisensiedlung oder die Pankower Carl-Legien-Siedlung, die heute als Meisterwerke des Neuen Bauens gelten und Weltkulturerbe sind. Was machte den Erfolg der GEHAG aus? Wie wohnte es sich dort? Und was kann die Wohnungspolitik heute aus den Erfahrungen der GEHAG lernen. Dazu hat das „nd“ eine kleine Serie veröffentlicht:
Teil 1: Aufstieg und Untergang der GEHAG: hier
Teil 2: Als die Carl-Legien-Siedlung verscherbelt wurde: hier
Teil 3: Das Modell GEHAG und die heutige Wohnungskrise: hier

Zum 8. März: Hermann Schulze-Delitzsch kennt jede:r, aber Helma Steinbach?

Foto: Von unbekannt – Hamburger Genossenschaftsmuseum, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=9284091

Obwohl sich die Stellung der Frauen im Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889 nur wenig von dem der Männer unterschied, blieb die Genossenschaftsbewegung ein von Männern dominierter Bereich. Eine der Frauen, die sich im beginnenden 20. Jahrhundert gewerkschaftlich und politisch engagierte, war Helma Steinbach (1847 – 1918). Mit ihren Erfahrungen als Schneiderin und Plätterin setzte sie sich für die Situation der Arbeiterinnen ein, gründete eine Gewerkschaft der Plätterinnen und organisierte in Hamburg den ersten Streik der Wäscherinnen.

Sie gehörte als einzige Frau zu den Gründungsmitgliedern des Konsum-, Bau- und Sparvereins „Produktion“ von 1899. Schon bald wurde die „PRO“ zu einem international bewunderten zukunftsweisenden Unternehmen, das seine Mitglieder mit Lebensmitteln versorgte, Wohnungen baute und gute Arbeitsbedingungen und Löhne für die Beschäftigten garantierte.
Helma Steinbach gilt heute als Pionierin der Gewerkschaften und Genossenschaften, auch weil sie auf Kongressen mit begeisternden und „gefürchteten“ Reden auftrat und Kritik an ungerechten Strukturen in den Genossenschaften nicht scheute.

Heute heißen sie „Weiberwirtschaft“ oder „Milchmädchen“: Genossenschaften, die in Ost und West von Frauen gegründet und/oder geführt werden, stellt Barbara Bollwahn in ihrem Buch „Fauengenossenschaften – Genossenschaftsfrauen“ vor.
https://www.zdk-hamburg.de/blog/2008/01/frauengenossenschaften-genossenschaftsfrauen/