Genossenschaften bauen weniger

Von 2014 bis 2023 hat sich der Neubau der Genossenschaften halbiert: von 621 auf 302. Das zeigt die Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Matthias Kollatz. Der Senat beruft sich dabei auf Zahlen des BBU. Im Jahr 2024 gab es – laut Senatsantwort – insgesamt 192.879 Wohnungen. Kollatz hatte auch nach Unterschieden in der Bautätigkeit  zwischen Traditionsgenossenschaften und Neuen Genossenschaften gefragt. Eine  Auskunft dazu sei nicht möglich,  so der Senat, man führe keine Statistik über die Aktivitäten einzelner Genossenschaften. Hintergrund der Frage ist der Vorwurf an die Traditionsgenossenschaften, sie würden trotz hoher Bonität und großer Rücklagen den Neubau verweigern und lieber ihre Bestände pflegen.

Trotz breiter Unterstützung: Kein Vorkaufsrecht, keine Genossenschaft

Die Hausgemeinschaft Warschauer Str. 25/Kopernikusstr. 6 ist trotz breiter Unterstützung mit ihrem Versuch, über die Ausübung des Vorkaufsrechts durch den Bezirk das Haus mittelfristig in eine Genossenschaft umzuwandeln, gescheitert. In einer Stellungnahme vom 14. Juni erläutert die Hausgemeinschaft die Vorgeschichte und macht sich Gedanken über die Zukunft des Hauses, das von den Fonds, die das Haus gekauft hatten, systematisch heruntergewirtschaftet wurde. Wir dokumentieren die Erklärung im Wortlaut. (mehr …)

Happy End beim Kuchenkaiser

Das Kuchenkaiserhaus am Kreuzberger Oranienplatz wurde jetzt von der Selbstbau eG übernommen, die Mieter*innen haben als Genossenschaft eine langfristige Perspektive bekommen. Wie berichtet, stand die Übernahme lange Zeit auf des Messers Schneide. Die Vorbesitzer*innen hatten eine Frist gesetzt, nach der sie das Haus an einen Privatinvestor verkaufen wollten. Wegen Verzögerungen bei der Genenehmigung einer Förderung durch die IBB wäre der Termin fast gerissen worden. Erst  nach lauten Protesten – unter  anderem durch das Bündnis Junge Genossenschaften (Protestbrief) – „beeilte“ sich die IBB, im April konnte der Kaufvertrag unterschrieben werden.

Aber Ende gut, alles gut. Peter Weber, Vorstand der SelbstBau e.G., freut sich, dass die SelbstBau e.G. „das Kuchen-Kaiser-Haus als weiteres Hausprojekt an diesem geschichtsträchtigen Ort erwerben konnte. Der Oranienplatz in Kreuzberg ist für viele Berliner*innen auch ein Symbol für den Kampf um eine soziale Stadterneuerung mit fairen Mieten.“

Ursula Schröder, Mieterin aus der Naunynstraße 46/Leuschnerdamm 43, sagt: „Unser Einsatz hat sich gelohnt. Nach zwei Jahren hoffen, bangen, stolpern, wieder aufstehen, sind wir am Ziel angekommen. Unser Haus ist gerettet, dem freien Markt abgetrotzt im sicheren Hafen der Genossenschaft gelandet.“

Florian Schmidt, Bezirksstadtrat für Bauen, Planen, Kooperative Stadtentwicklung, nahm Kuchenkaiser zum Anlass, um mehr solcher Übernahmen zu fordern: „Jeder gemeinwohlorientierte Ankauf zeigt, dass kooperative Stadtentwicklung möglich ist und die Verwertungsspirale durchbrochen werden kann. Ich lade Hausgemeinschaften ein, sich an das Bezirksamt und die von uns geförderte AKS Gemeinwohl zu wenden, wenn ihnen ein ähnlicher Weg vorschwebt.“ (Quelle: Pressemitteilung Friedrichshain-Kreuzberg)

 

Wohnen in Berlin – neue Ausstellung der Landeszentrale

Am 11. April eröffnete die Berliner Landeszentrale für politische Bildung eine Open-Air-Ausstellung „Wohnen in Berlin“ auf dem Gelände des Amerika-Hauses. Sie untersucht Mechanismen des Wohnungsmarkts und erzählt von politischen Konflikten und sie thematisiert auch die Bedeutung der Wohnungsgenossenschaften.
Mehr Infos zum Themenspektrum, dem Katalog und den Öffnungszeiten finden Sie hier

Verschleppte Förderanträge und fragwürdige Ablehnungen: Junge Genossenschaften drohen Wohnbündnis zu verlassen

Das Bündnis Junger Genossenschaften (BjG), ein Zusammenschluss von 40 kleinen Wohnungsgenossenschaften, hat den Umgang des Senats mit den Genossenschaften scharf kritisiert. Gesprächsangebote würden nicht wahrgenommen, Förderanträge nur schleppend bearbeitet, das Entscheidungsverfahren sei intransparent. In einem auf der Webseite des Bündnisses veröffentlichten Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister, die Senatsmitglieder und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses kündigen die Jungen Genossenschaften an, das „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ zu verlassen, wenn die Förderblockade bis Mitte Februar nicht aufgelöst sei. (Foto: unsplash)
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IBB-Nichtstun gefährdet Genossenschaftsgründung

„Wir appellieren dringend an Senat und IBB zeitnah alles Erforderliche in die Wege zu leiten, um den Erwerb unserer Häuser durch eine Genossenschaft mit Mitteln der IBB sicherzustellen.“ Mit diesem öffentlichen Alarmruf versucht eine Genossenschaftsinitiative, das traditionsreiche Gebäude Kuchenkaiser am Kreuzberger Oranienplatz in letzte Minute vor einem Spekulationsverkauf zu retten. (mehr …)

Genossenschaftswohnungen auf dem BEHALA-Gelände?

Wenn es nach dem Willen des Kreuzberger Baustadtrats Florian Schmidt geht, sollen bei der Bebauung des Geländes der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft Behala an der Köpenicker Straße auch Genossenschaften zum Zuge kommen. Das berichtete der Tagesspiegel. Der Senat plant, gemeinsam mit dem Bezirk das Filetstück an der Spree, dessen Schicksal fast 20 Jahre unklar war, durch die landeseigene WBM zu entwickeln. „Der Bezirk ist hoch erfreut, dass auf dem Behala-Areal nun dringend benötigte, bezahlbare Wohnungen errichtet werden können,“ zitiert der Tagesspiegel Mitte Dezember den Baustadtrat. Und weiter: „Einer Beteiligung von Genossenschaften über Konzeptverfahren, analog zu anderen Quartiersentwicklungen, steht der Bezirk offen gegenüber.“ Der Bezirk habe bereits Mittel zur Erstellung eines Entwicklungskonzeptes beim Senat beantragt. Für den denkmalgeschützten Viktoriaspeicher seien öffentlich wirksame Nutzungen, zum Beispiel auch für Kunst und Kultur, wünschenswert. Unklar ist allerdings, ob der Senat die Planungshoheit an den Bezirk übergibt.

Ostseeplatz eG übernimmt historisches Bockbrau-Haus


Aktualisierung: Nach der Übernahme durch die Ostseeplatz war erstmals der Keller zugänglich.  Hier


Die Ostseeplatz eG hat das historische Schwankhaus auf dem Gelände der ehemaligen Bockbrauerei in Friedrichshain-Kreuzberg übernommen und damit den Verbleib des „Archivs der Jugendkulturen“ und des Theaters „Thikwa“ gerettet. Im Keller des Schwankhauses befindet sich eine ehemalige Nazi-Waffenfabrik, die in Kooperation mit dem Denkmalschutzamt als Erinnerungsstätte entwickelt werden soll. Auf dem Rest des Geländes baut die Bauwert AG Eigentumswohnungen, die bis 1,5 Mio. € kosten sollen. Mehr hier.

Wieder erhältlich: Unsere Genossenschaftsbroschüre

Unsere 2021 erstmals erschienene Broschüre „Genossenschaften und ihre Bedeutung für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik“ war schnell vergriffen und nur noch als pdf erhältlich. Nun liegt sie in einer 3. Auflage wieder gedruckt vor. Aktualisiert wurden die Daten zu Genossenschaften, die noch aus dem Jahren 2018 und 2019 stammten. Auf 92 Seiten bietet sie einen kompakten Überblick über Geschichte und Stärken und Schwächen der Berliner Wohnungsgenossenschaften. Ergänzt wird sie um einen Praxisteil mit Hinweisen, wie man in Genossenschaften aktiv werden kann.
Direkt zur Bestellung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung: https://www.rosalux.de/publikation/id/44677