Selbstbau eG übernimmt Samariterstraße 32

Das Wohnhaus Samariterstraße 32 in Berlin-Friedrichshain ist im Interesse der Mieter*innen und im Einvernehmen mit den Verkäufern an die Mietergenossenschaft SelbstBau e. G. verkauft worden. Das Mehrfamilienhaus umfasst 13 Wohn- und 2 Gewerbeeinheiten. Die Mietergenossenschaft SelbstBau e. G. erhält für den Erwerb Unterstützung durch ein Förderdarlehen der Investitionsbank Berlin aus Landesmitteln. Dieses wird im Rahmen der Genossenschaftsförderung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen bereitgestellt. Dadurch werden für 25% der Wohnungen im Haus Mietpreis- und Belegungsbindungen für einen Zeitraum von 30 Jahren gesichert. Die vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg geförderte Beratungs- und Vermittlungsstelle AKS Gemeinwohl begleitete die Mieter*innen bei dem Vorhaben.

Eindrücke der Beteiligten:
Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und kooperative Stadtentwicklung, Florian Schmidt: „Es freut mich sehr, dass die Verkäufer*innen sich mit der SelbstBau eG auf den Verkauf einigen konnten und dadurch eine zukünftig gemeinwohlorientierte Bewirtschaftung des Grundstücks gewährleistet ist. Es erfreut mich zudem sehr, dass die SelbstBau eG erneut auch in Friedrichshain-Kreuzberg einen Bestandserwerb getätigt hat. Dank gebührt auch der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und der IBB, die erneut ein Förderdarlehen bereitgestellt haben.“

Mietergenossenschaft SelbstBau e. G., Vorstand Peter Weber:
„Die Bewohner*innen der Sama32 haben sich immer wieder politisch engagiert und gegen Mietwucher und Verdrängung eingesetzt. Nun waren sie selbst betroffen. Für alle Wohnungen hatten die Eigentümer bereits die Genehmigung für die Aufteilung in Eigentumswohnungen. Aus eigener Kraft war ein Hauskauf und die Rettung der Mietwohnungen vor der Umwandlung für die Bewohner*innen finanziell nicht zu leisten. Es musste ein Partner gefunden werden, welcher mit dem Hauskauf längerfristige Ziele verfolgt und nicht nur schnell mit dem Abverkauf Kasse machen will. Ich bin sehr froh und auch stolz darauf, dass sich unsere Genossenschaft SelbstBau e.G. entschieden hat, hier zu helfen und das Haus zu erwerben. Wir begrüßen die Samariterstraße als 29 -zigstes Wohnprojekt unter dem Dach der SelbstBau eG und sind überzeugt, dass ihre Bewohner*innen zukünftig ihren Beitrag zur Stärkung des solidarischen Genossenschaftsgedankens in Berlin und Brandenburg leisten werden.“

Mieter*innen: „Wir freuen uns sehr, dass es mit der Selbstbau e.G. und insbesondere Pit Weber und durch die finanzielle Unterstützung des Landes Berlin gelungen ist, unser Gemeinschaftswohnprojekt und unsere persönlichen Existenzen im Kiez dauerhaft vor Verdrängung zu schützen. Wir hoffen, dass es möglichst vielen Häusern mit Förderung gelingt, weitere Verkäufe als hochpreisige Eigentumswohnungen und Verdrängung durch Immobilienkonzerne zu verhindern. Nach jahrelangen Bemühungen, vielen Anfragen bei verschiedenen Genossenschaften, Beratungsstellen, Politiker*innen, Beteiligungen an Mieterprotesten, Nachbarschaftsversammlungen, Straßenfesten und Demonstrationen, Öffentlichkeitsarbeit, aber auch der kontinuierlichen Arbeit nach innen in die Mitbewohnerschaft lag es aus unserer Sicht an einigen Zufällen und dem Einsatz weniger Akteure, dass es letztlich dennoch geklappt hat.“

(Quelle: Pressemitteilung Bezirksamt Kreuzberg v. 2.2.2023)

Unsere Broschüre: Genossenschaften und ihre Bedeutung für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik

Genossenschaften spielen in der Berliner Wohnungspolitik eine gewichtige Rolle. Und nicht immer eine rühmliche. Gerade in den letzten Jahren haben die Kampagnen einiger Genossenschaften sowie der Dachverbände gegen Mietendeckel und Vergesellschaftung die Frage aufgeworfen, ob Genossenschaften wirklich Teil einer gemeinwirtschaftlichen, an Solidarität und Selbstverwaltung ausgerichteten Wohnungspolitik sind. In einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegebenen Veröffentlichung der Initiative “Die Genossenschafter*innen“ wird diese Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

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Vertreterwahl 1892 eG

Zur Vertreter:innenwahl in der 1892 eG erreichte uns folgende Zuschrift:

“In der 1892 eG gibt es derzeit die Vertreterwahl 2023. Alle Mitglieder:innen bekommen Wahlunterlagen und können für ihren Wahlbezirk die Kandidatinnen und Kandidaten wählen. Hierzu gibt es eine Kandidatenbroschüre, in der für jeden Wahlbezirk sämtliche Kandidat:innen mit oder ohne Foto aufgeführt sind. Ich erfahre folgende Informationen zu jeder Person: Adresse, Alter, seit wann Mitglied und den Beruf. Wie soll ich mich nun entscheiden? Wer sieht am besten aus? Nehme ich lieber den Handwerker oder den Akademiker, die ja auch im Bundestag inzwischen die Mehrheit bilden. Kurzum: Ich wähle niemanden und schmeiße die Unterlagen in „die Rundablage“, denn so kann ich keine Entscheidung treffen. Schade!

Was müsste sich ändern, damit ich beim nächsten Mal doch mitmache? Ich möchte gern wissen, wofür die Personen stehen. Wollen Sie Neubau? Sind Sie dafür, wenn die Genossenschaften, ohne Ihre Mitglieder:innen zu fragen,, vor dem Verfassungsgericht klagen? Also, wofür stehen Sie? Was bedeutet Ihnen genossenschaftliches Wohnen. Für welche Inhalte stehen sie? In vielen anderen (großen) Genossenschaften läuft es wohl ähnlich schematisch ab und daran müsste sich etwas ändern, finde ich.”

Hinweis

Für die Veröffentlichung von Zuschriften, insbesondere anonymen, die uns per email erreichen, gelten folgende Regeln: Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht. Zuschriften mit rassistischen, nationalistischen oder diskriminierenden Inhalten werden grundsätzlich nicht veröffentlicht. Für den Inhalt der veröffentlichten Zuschriften ist der/die jeweilige Verfasser:in verantwortlich. Die Beiträge geben ausschließlich die persönlichen Ansichten und Meinungen der Verfasser:innen wieder.
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Breites Bündnis gegen Neubau um jeden Preis

Der Naturschutzbund  NABU Berlin,  der Berliner Mieterverein und die Architektenkammer Berlin fordern eine Wende in der Wohnungspolitik. Statt Bauen um jeden Preis gelte es, vorhandene Flächenpotenziale zu erschließen, heißt es in dem Ende Januar vorgelegten Forderungskatalog. Dass ein großes Baupotenzial auf asphaltierter Fläche existiert, zeigt der NABU Berlin in seinem gerade aktualisierten Positionspapier „Stadtnatur statt Versiegelung“. Ganze 1.140 Hektar Fläche – mehr als drei Mal so viel wie die Fläche des Tempelhofer Feldes – stehen potenziell für eine Bebauung zur Verfügung. Dabei handelt es sich vorrangig um große Parkplätze, einstöckige Supermärkte oder Autohäuser.  Der Umbau von bereits existierenden Gebäuden und die Umverteilung von Wohnfläche ist dem Berliner Mieterverein ein besonderes Anliegen. Denn besonders bei Abriss würden kleinere, bezahlbare Wohnungen durch Wohnungen ersetzt, die weit teurer sind und mehr Wohnfläche pro Kopf aufweisen. Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, forderte darum eine Änderung der Bauordnung, um “dem Abriss erhaltenswerter Bausubstanz Einhalt (zu) gebieten.” Mehr Information hier.

Mit ähnlichen Forderungen trat Ende Januar auch die “Berlin Plattform”, ein Zusammenschluss von Architekt:innen, Stadtplaner:innen und Mietervereinen, an die Öffentlichkeit. Der Bausenator müsse künftig als Umbausenator agieren. In “Sieben Eckpunkte für eine klimagerechte und soziale Stadtentwicklungspolitik” wird neben der klimagerechten Wende der Wohnungspolitik eine stärkere Gemeinwohlorientiertung gefordert. So sollen zehn Prozent der öffentlichen Neubaugrundstücke an Neu- undJunggenossenschaften, Mietsyndikate und Hausvereine vergeben werden. Mehr Informationen hier

 

Alternativer Genossenschaftstag: Zwei Tage Diskussion über die Zukunft der Wohnungsgenossenschaften

 

Mit einer Podiumsveranstaltung in der Rosa-Luxemburg-Stiftung startete am Freitag, 2.9., der Alternative Genossenschaftstag 2022 (Programm hier). Es diskutierten, moderiert von Ralf Hoffrogge von den GENOSSENSCHAFTER*INNEN, Juliane Lang, Aufsichtsrätin in einer traditionellen und einer neuen Genossenschaft,  Jan Kuhnert, Vorstandsvorsitzender des Bundesvereins zur Förderung des Genossenschaftsgedankens  und der Stadtsoziologe Andrej Holm. Der folgende Bericht “Buffets statt Mitbestimmung” ist dem nd vom 5.9. entnommen. (Danke für die Abdruckgenehmigung): HIER.

Am Samstag diskutierten wir in Workshops die aktuelle wohnungspolitische Situation und wie Genossenschafter:innen darauf reagieren können.

 

Umfrage: Mehr Berichte aus Genossenschaften gewünscht

Wir wollten Ihre Meinung hören: Sind wir GENOSSENSCHAFTER*INNEN auf dem richtigen Weg? Wo sollen wir unsere Schwerpunkte setzen?
In gut einer Woche haben sich 23 Personen beteiligt: Herzlichen Dank dafür!
Die wesentlichen Ergebnisse in Stichworten:
– Die Webseite und der Newsletter sind Informationsquelle, Anknüpfungspunkt und Zugangsweg und werden von vielen regelmäßig genutzt.
– Die Themenfelder „Demokratie in Genossenschaften“ und „Wohnungspolitik“ werden gleichermaßen als wichtige Schwerpunkte erachtet.
– Gewünscht werden „gute Beispiele für Veränderungen“ durch Berichte aus den Genossenschaften und über die Vernetzung der Mitglieder.
– Die Traditionsgenossenschaften sollten mehr Berücksichtigung finden.
Die genaue Auswertung finden Sie hier: Umfrageergebnisse_Genossenschafter-innen

Wohnungsgenossenschaften haben in ihrer Geschichte gezeigt, dass sie in der Lage sind, auf schwierige, veränderte Rah­menbedingungen mit neuen Ideen zu antworten. Angesichts der aktuellen Krisen ist von dieser Innovationskraft aber wenig zu spüren. Was könnten Genossenschaften für ihre Mitglieder und die Stadtgesellschaft leisten? Warum werden sie diesen Ansprüchen nicht gerecht? Was muss passieren, damit Genossenschaften wieder ein innovativer Faktor auf dem Wohnungsmarkt sind? Das sind die Themen des Alternativen Genossenschaftstages der Initiative DIE GENOSSENSCHAFTER*INNEN.

Freitag, 2. September, 19 – 21 Uhr

Podiumsdiskussion: Warum spielen Genossenschaften in der Wende hin zu einer solidarischen Stadt- und Wohnungspolitik kaum eine Rolle?

mit:
– Juliane Lang, Aufsichtsrätin Eine für alle eG
– Caren Lay, MdB, Sprecherin für Wohnungspolitik der LINKEN
– Andrej Holm, Stadtforscher
– Jan Kuhnert, ehem. Vorstand Wohnraumversorgung Berlin und  Vorstandsvorsitzender des Bundesvereins zur Förderung des Genossenschaftsgedankens

anschließend Empfang

Diese Veranstaltung wird in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg Stiftung durchgeführt.
Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A, 10243 Berlin (direkt am Ostbhf.)
Für diese Veranstaltung wird in den Räumen der RLS das Tragen einer Maske empfohlen.

Samstag, 3. September, 10 – 16 Uhr (mit Anmeldung)

Werkstatt: Perspektiven kritischer Genossenschaftsarbeit

Welche Antworten geben die GENOSSENSCHAFTER*INNEN auf die Krise der Wohnungsgenossenschaften? Nach drei Jahren zieht die Initiative Bilanz: Was ist gut gelaufen, wo können wir besser werden, welche Arbeitsvorhaben nehmen wir uns vor? Das diskutieren wir unter anderem mit Rouzbeh Taheri (Deutsche Wohnen & Co enteignen).

Die Teilnahme an dem Treffen am Samstag ist nur nach Anmeldung möglich. Schicken Sie bitte eine email an info@genossenschafter-innen.de, dann senden wir Ihnen weitere Informationen zu.

Sie können nicht teilnehmen, wollen aber mitreden? Dann senden Sie Ihre Anregungen und Kritik per email an: info@genossenschafter-innen.de. Wir werden alle Zuschriften anonym behandeln.

Neue Ausstellung informiert über Geschichte und Ziele der Wohnungsgenossenschaften

Foto: Claudia Burger

Mit dem neuen cooperativ Werkraum des Genossenschaftsforums e.V. hat Berlin jetzt einen Ort, in dem eine Ausstellung über die Vielschichtigkeit des Modells Wohnungsgenossenschaft informiert. “Besucher*innen bekommen einen einzigartigen Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Modells Wohnungsgenossenschaft”, heißt es in der Pressemitteilung zur Eröffnung. “Interaktive Ausstellungselemente veranschaulichen Menschen aller Generationen Begriffe wie Nachhaltigkeit, Solidarität und Gemeinschaft. Sofort wird klar, Genossenschaften stehen für sehr viel mehr als „nur“ günstiges Wohnen.”

Der cooperativ Werkraum befindet sich in einem ehemaligen Ladengeschäft in der Eythstraße 32 – inmitten der denkmalgeschützten Lindenhof-Siedlung nahe Berlin Südkreuz. Neben der ständigen Ausstellung (kostenfrei und ohne Voranmeldung) finden temporäre Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops statt. Einmal im Monat vermittelt eine kostenfreie Führung durch den Lindenhof die baulichen Besonderheiten des genossenschaftlichen Lebens.

In maßgeschneiderten Workshops können Gruppen und Schulklassen sich “mit Spiel und Spaß” mit Themen rund um gemeinschaftliches Wohnen und solidarisches Wirtschaften befassen. Anfragen können direkt an das Genossenschaftsforum gerichtet werden: mail@cooperativ-werkraum.de. Über aktuelle Entwicklungen und Veranstaltungen informiert ein Newsletter

Der Verein Genossenschaftsforum e.V. wurde 1993/94 von Genossenschaften aus Berlin und Potsdam gegründet. Er will die Potenziale von Genossenschaften für die Stadtentwicklung und die Gesellschaft aufzeigen und zur Diskussion stellen. Als wissenschaftliche Einrichtung möchte er eine Brücke sein zwischen Theorie und Praxis der Wohnungsgenossenschaften.

(Text erstellt auf der Basis einer Mitteilung des Genossenschaftsforums vom 17.8.22)

Ein Grund zum Feiern. Und zum Ärmelaufkrempeln!

Erklärung der Genossenschafter*innen zum Internationalen Genossenschaftstag

Am 2. Juli findet der “Internationale Genossenschaftstag” statt, der 1923 durch die International Cooperative Alliance ins Leben gerufen wurde und seit 1992 mit der Resolution 47/90 auch offizieller UN-Feiertag ist. Der Tag soll das Bewusstsein für Genossenschaften und deren Ideale einer solidarischen Ökonomie feiern und fördern.

Genossenschaften waren auch in Deutschland ein wichtiger Impulsgeber für eine soziale, demokratisch organisierte Wirtschaft. Gerade die Wohnungsgenossenschaften haben in diesen 100 Jahren häufig bewiesen, dass sie in der Lage sind, auf schwierige, veränderte Rahmenbedingungen mit neuen Ideen zu antworten. Einige der schönsten Wohnanlagen der 1920er Jahre wären ohne die Genossenschaftsbewegung nicht denkbar. Angesichts der aktuellen Krisen ist von dieser Kreativität aber wenig zu spüren. (mehr …)

Bericht Workshop „Wohnen jenseits des Markts – Herausforderungen für ein gemeinnütziges Wohnen“

Im Workshop „Wohnen jenseits des Markts – Herausforderungen für ein gemeinnütziges Wohnen“ haben drei Referent*innen gemeinsam mit etwa 60 Teilnehmenden über die gegenwärtige Situation am Wohnungsmarkt und den Beitrag von kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen zur Lösung der Notlage diskutiert.

Mit drei Auftaktstatements haben die drei Referent*innen den Workshop eröffnet. Inga Jensen (Politikwissenschaftlerin und Urbanistin, Uni Weimar) hat Befunde aus ihrer Forschung zur Rekommunalisierung von Wohnraum präsentiert, Gisela Notz (Historikerin und Autorin) hat den Beitrag von Wohnungsbaugenossenschaften zu historischen und aktuellen Krisen herausgestellt und Günter Piening (Genossenschaftsmitglied und stadtpolitscher Aktivist bei Die Genossenschafter*innen) hat die Grenzen der genossenschaftlichen Beteiligung und zukünftige Handlungsbedarfe skizziert.
Zunächst sind die derzeitigen Zwänge und Notlagen am Wohnungsmarkt zur Sprache gekommen, die den Alltag von Mieter*innen prägen aber auch den Handlungsrahmen gemeinwohlorientierter Wohnungsunternehmen bestimmen. Ein besonderer Blick wurde auf das Demokratiedefizit alt eingesessener Wohnungsgenossenschaften gerichtet, die zwar oftmals noch bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen, sich sonst aber nur wenig von der privatwirtschaftlichen Konkurrenz unterscheiden. Diese Defizite wurden auch von den Teilnehmenden aus dem Publikum bestätigt, die ihrerseits weitere Herausforderungen, wie beispielsweise klimagerechte Bestandssanierung und Hürden für selbstverwaltetes Wohnen, zur Debatte beitrugen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden mögliche Lösungswege in den Blick genommen. Es wurden Besonderheiten von kommunalen Wohnungsunternehmen, Genossenschaften aber auch andere Formen solidarischen und selbstverwalteten Wohnens, etwa Hausprojekte oder das Mietshäusersyndikat angesprochen und diskutiert, welchen Beitrag sie für eine zukünftige Stadtpolitik leisten können. Folgende Aspekte standen bei der Diskussion im Mittelpunkt: Erstens, auch gemeinwohlorientierte Unternehmen werden oftmals von Personen geführt, die bei ihren Entscheidungen den Mustern der konventionellen, profitorientierten Immobilienwirtschaft folgen. Hier könnte eine alternative Managementausbildung Abhilfe schaffen. Zweitens, demokratische Mitbestimmung der Mieter*innen und Genossenschaftsmitglieder ist oft stark formalisiert. Es ist notwendig, Mitbestimmung und Beteiligung bei kommunalen Unternehmen und Genossenschaften auszubauen und den Beteiligten Unterstützung bei dieser Demokratisierung anzubieten. Drittens, eine intensive eigene Auseinandersetzung mit der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Ausrichtung der Unternehmen durch die Bewohnerschaft kann eine wichtige Form der Einflussnahme sein. Zugleich erhöhen sich Wohnzufriedenheit und Identifikation mit dem Unternehmen und auch die Nachbarschaft kann mit einbezogen werden. Wie dies im Detail aussehen kann, wurde anhand der Gemeinwohlbilanz einer Berliner Genossenschaft vorgestellt (Mehr Infos hier). Im Workshop wurde deutlich, dass der größte Teil der wohnungspolitischen Fragen – im Kleinen wie im Großen – Beharrlichkeit erfordert und dass Demokratisierung und Gemeinwohlorientierung immer wieder neu erkämpft werden müssen.
Danke an alle Beteiligten für die konstruktive und anregende Diskussion!

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